Schwyz in der werdenden Eidgenossenschaft

Zusammenfassung

Zwischen 1350 und 1550 legte die Eidgenossenschaft einen langen Weg zurück. In diesem Zeitraum veränderte sich auch die Stellung des sich zum Länderort wandelnden Gebildes Schwyz innerhalb des eidgenössischen Bündnissystems, wobei sich Phasen unterschiedlicher aussenpolitischer Aktivität feststellen lassen.

Die zeitliche Begrenzung markiert Zäsuren: Schwyz trat im Laufe der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erstmals über die Innerschweiz hinaus in längerfristig angelegte Bündnisverbindungen mit den Reichsstädten Zürich und Bern, und um 1550 gewichteten die eidgenössischen Eliten die politische Solidarität untereinander höher als die konfessionelle Solidarität mit den Glaubensgenossen im Reich und sicherten so den Fortbestand der eidgenössischen Bünde.

Dazwischen liegt, 1450, nach dem Alten Zürichkrieg, die Neubeschwörung der eidgenössischen Bünde vor dem Kloster Einsiedeln als symbolischer Akt – ein wichtiger Moment im Wandel der Eidgenossenschaft von einem lockeren Landfriedensbündnis im Reichsverband zu einer verbindlichen territorialstaatlichen Alternative zu den Fürstenstaaten nördlich des Rheins.

Diese – wie nochmals im Sonderbundskrieg von 1847 – durch einen Krieg geförderte Entwicklung zu mehr Staatlichkeit war erfolgreich verlaufen und deshalb in der Rückschau als gewollt verstanden und als gegen die Ansprüche Habsburg-Österreichs und des Reichs gerichteter historischer Sonderweg interpretiert worden. Tatsächlich aber verlief die Entwicklung oft ungeplant oder abhängig von äusseren Einflüssen. Die geografische Randlage, die relative Schwäche der habsburgischen Landesherrschaft und die offene Verfassung des Reichs begünstigten die Entwicklung mehr, als dass sie sie behinderten. Selbst Aussendruck und Legitimationsdefizit wirkten sich positiv aus, indem sie den Zusammenhalt förderten und den Anstoss zur Erfindung einer gemeinsamen Geschichte gaben.

«Eidgenossenschaft» konnte je nach Standpunkt Verschiedenes bedeuten. Dem Reichsland Schwyz brachte die Zugehörigkeit vor allem dank der Fürsprache Berns eine Machtstellung namentlich in der Ostschweiz, die zum einen mit jener der Städteorte Luzern und Zürich vergleichbar war, zum anderen an den Machtansprüchen der verbündeten Orte auch wieder ihre Grenzen fand. Im engeren Einflussgebiet etablierte sich Schwyz als führender Länderort im Vierwaldstätterbund, einem ebenfalls nach 1450 terminologisch und rechtlich verbindlich gewordenen Bündnissystem innerhalb der Eidgenossenschaft.


Schwyz in der werdenden Eidgenossenschaft
Die Geschichte des Kantons Schwyz, Band 2, S. 65-121
Autoren: Oliver Landolt, Christian Sieber

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