Gesellschaftliche Veränderungen und Katastrophen

Zusammenfassung

Vom 16. bis ins beginnende 18. Jahrhundert ist für den Stand Schwyz ein schwaches, von Epidemien oder demografischen Krisen nur vorübergehend unterbrochenes Bevölkerungswachstum feststellbar. Relativ konstant präsentiert sich der Altersaufbau. Grundsätzlich ist die frühneuzeitliche Schwyzer Gesellschaft jung: Etwa ein Drittel der Bevölkerung steht noch im Kindes- oder Jugendalter, gut die Hälfte ist jünger als 25 Jahre alt, während der Anteil der über sechzigjährigen Senioren bescheiden bleibt. Das Wachstum und die zunehmende Mobilisierung der Bevölkerung nach der Reformation erhöhen den Druck auf die vorhandenen Nahrungs- und Einkommensquellen und führen dazu, dass sich auch im Stand Schwyz einzelne Bevölkerungsgruppen stärker voneinander abgrenzen. Die alteingesessenen Landleute schützen ihre gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Privilegien gegenüber den zugewanderten Hintersassen und den nur für eine bestimmte Dauer tolerierten Fremden. Unerwünscht sind fremde Bettler und Fahrende, gegen die obrigkeitlich seit dem 16. Jahrhundert zunehmend härter vorgegangen wird. Rückblickend erscheint die Frühe Neuzeit als nicht enden wollende Abfolge von Katastrophen und krisenhaften Erscheinungen: Die Pest und andere epidemisch auftretende Krankheiten fordern in nahezu jeder Generation Todesopfer. Zugleich erreicht die als «Kleine Eiszeit» bekannte Kälteperiode einen ersten Höhepunkt. Die Bevölkerung leidet unter Missernten, Teuerungen sowie Hungersnöten und hat häufig die Folgen von Überschwemmungen, Murgängen oder Sturmwinden zu bewältigen. Der innere Kantonsteil und das Klosterdorf Einsiedeln sind zudem wiederholt von Feuersbrünsten betroffen. Katastrophen haben aber auch immer Chancen für Erneuerung und Weiterentwicklung eröffnet. Der imposante, nach dem Dorfbrand von 1642 im Flecken Schwyz entstandene Hauptplatz mit der prächtigen Pfarrkirche und dem neu aufgebauten Rathaus ist ein eindrückliches Beispiel hierfür.


Gesellschaftliche Veränderungen und Katastrophen
Die Geschichte des Kantons Schwyz, Band 3, S. 217-241
Autor: Philippe Bart

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