Der Stand Schwyz im 18. Jahrhundert

Zusammenfassung

Wenn das 18. Jahrhundert zwischen 1712 und dem Untergang der Alten Eidgenossenschaft gelegentlich als ereignisarm bezeichnet wird, mag das – von aussen betrachtet – zutreffen, für die Schwyzer aber dürfte das Jahrhundert bewegt genug gewesen sein.1 Nach den Wirren im Toggenburg, dem Stadlerhandel und der Niederlage im zweiten Villmerger Krieg 1712 musste Schwyz sich aufrappeln und die Folgen des Kriegs bewältigen. Der Schulterschluss mit den andern katholischen Ständen und die Allianz mit Frankreich von 1715 erschienen als geeignete Mittel zur Überwindung der Krise.

Die aristokratisierte Führung und ihr Anhang verlegten sich noch mehr als zuvor auf die fremden Dienste und das Militärunternehmertum. Diese Entwicklung trug den Keim der Zwietracht und der Volksopposition in sich. Entgegen allen Beurteilungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert war die Landsgemeinde eben nicht nur dem Schein und dem Wortlaut nach die höchste Gewalt im Land, sie bewies im Gegenteil immer wieder ihre entscheidende Position. Im Harten-und-Linden-Handel 1763 bis 1767 steigerte sich das vormoderne Demokratiedenken der Volksmehrheit zur überbordenden Landsgemeinde- und Willkürherrschaft.

Ein Strukturwechsel hingegen fand nach dem Sturz von Landammann Franz Anton Reding 1765 nicht statt: Die eingesessenen Eliten führten das Alte Land Schwyz samt angehörigen Landschaften und abhängigen Gebieten mit Rückendeckung der Landsgemeinde in gewohnter Manier durch die letzten Jahrzehnte seines traditionsverhafteten Daseins. Der Geist der Französischen Revolution wirkte zunächst nur schemenhaft auf das Alte Land ein, konkreter wohl auf die angehörigen Landschaften. Aufgeklärtes Gedankengut mag dabei im Spiel gewesen sein. Allgemein galt im Zeitalter der Aufklärung in Schwyz jedoch die Devise «Kampf gegen die Aufklärung». Die Ablehnung alles Neuen sowie die unterschwellige Opposition gegen Frankreich und nun die Opposition gegen revolutionäre Ideen entsprangen ebenso dem archaischen Widerstand gegen jede äussere Einmischung wie der Überzeugung, die Landsgemeinde sei nur dem Allmächtigen verantwortlich, und damit der Sorge um die von den Vätern ererbte Religion.


Der Stand Schwyz im 18. Jahrhundert
Die Geschichte des Kantons Schwyz, Band 4, S. 9-43
Autor: Josef Wiget

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